Homöopathie ist ein Heilverfahren (»Alternativmedizin), das davon ausgeht, dass Substanzen durch eine bestimmte Form von Verdünnung in ihrer heilerischen Wirksamkeit "potenziert", also verstärkt werden können. Zudem geht die Homöopathie davon aus, dass Ähnliches Ähnliches heilt.

Ein homöopathisches Präparat gegen Bienenstiche enthält also selbst Bienengift (Ähnlichkeitsprinzip), das jedoch nicht "pur", sondern in extrem stark verdünnter Form verabreicht wird (Verdünnungs- oder Potenzierungsprinzip).

Für eine ausführliche Beschreibung der Homöopathie vgl. »Entstehung der Homöopathie und die darauf folgenden Artikel. Zudem sei auf den sehr guten Artikel von Amardeo Sarma verwiesen

Das Grundproblem

Während Anhänger der Homöopathie überzeugt sind, dass diese grosse Heilerfolge zu verzeichnen hat, sind Gegner überzeugt, dass Homöopathie reiner "Hokus-Pokus" ist: nicht das homöopathische Präparat sei verantwortlich für angebliche Heilerfolge, sondern unter anderem der Placeboeffekt (»Alternativmedizin: Erklärungen für Erfolge). 

Was spricht scheinbar dafür?

Die Homöopathie hat weltweit viele Anhänger und es gibt sogar einige wenige Lehrstühle für Homöopathie. Bei der Homöopathie handelt es sich um ein komplexes System mit Tausenden von Mitteln, die für unterschiedliche Leiden angeboten und die nach genauen Regeln hergestellt werden. Selbst viele wissenschaftlich basierte Mediziner bieten zusätzlich Homöopathie an, weil sie von deren Wirksamkeit überzeugt sind und sich immer wieder scheinbar spektakuläre Heilerfolge beobachten lassen, die angeblich "nicht auf natürliche Weise" hätten zustande kommen können.

Was spricht dagegen?

Es gibt keine seriös durchgeführten und wissenschaftlich anerkannten Studien, die der Homöopathie eine Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus attestieren (vgl. diesen externen Link). Da bereits sehr viele Studien durchgeführt wurden, muss klar festgehalten werden, dass damit aus wissenschaftlicher Sicht die Wirksamkeit der Homöopathie widerlegt ist. Weitere Studien erübrigen sich insofern, als auch die theoretische Basis der Homöopathie nicht zu überzeugen vermag. So basiert die Entdeckung des Ähnlichkeitsprinzips vermutlich auf Missverständnissen und lässt sich nicht sinnvoll erklären, wie durch das einfache Verschütteln und Verdünnen von Substanzen deren Wirksamkeit steigern sollte. Es ergeben sich daraus schlicht zu viele Widersprüche und Ungereimtheiten. Hinzu komt, dass die von der Homöopathie postulierten Wirkformen nicht funktionieren können - oder die Naturwissenschaft baut auf einem völlig falschen Fundament auf und dürfte nicht funktionieren. Da es aber genügend Erklärungsansätze gibt, um angebliche Erfolge der Homöopathie auf ganz natürliche Art und Weise und in Einklang mit der Naturwissenschaft zu erklären, muss davon ausgegangen werden, dass die Homöopathie anders "wirkt" als es Homöopathen meist glauben. Mehr dazu in den folgenden Artikeln: »Erklärungen für die Erfolge der Homöopathie; »Alternativmedizin: wie sie wirkt)

Woran erhitzen sich die Gemüter?

Ist die Homöopathie Hokus-Pokus oder Teil einer den Wissenschaften überlegenen Weltsicht? Hat wer heilt recht? Während Anhänger der Homöopathie die Aufnahme von homöopathischen Verfahren in den Grundkatalog der Krankenkassen fordern oder durchgesetzt haben, sind Gegner überzeugt davon, dass es sich dabei um reine Geldverschwendung handelt. Placebos könnten auch günstiger hergestellt werden.

Warum ist Homöopathie so beliebt?

Die Homöopathie - wie viele andere Formen von Alternativmedizin - haben keine Nebenwirkungen, weshalb man damit selbst aktiv etwas unternehmen kann und beispielsweise Kindern bei Unwohlsein ein Mittel geben kann. Zudem behauptet die Homöopathie "ganzheitlich" zu wirken, nicht nur gegen Symptome vorzugehen und macht Heilsversprechen, die dem unkritischen Auge Überlegenheit suggerieren: wer homöopathische Medikamente verwendet, lässt sich nicht auf die "bösen" "Multis" ein (wobei homöopathische Hersteller inzwischen auch "Multis" sein können...), verwendet die Homöopathie angeblich natürliche Wirkstoffe, was allerdings nicht stimmt, da viele homöopathische Präparate auf Giften und künstlichen Stoffen basieren. Ebenfalls von grosser Bedeutung ist der Glaube, dass jemand bei dem homöopathische Präparate wirken besonders feinfühlig und damit anderen überlegen ist.

Argumentationsstrategien der Homöopathie-Anhänger

Hauptargument der Verfechter der Homöopathie ist das Argument, dass Homöopathie offensichtlich wirke ("wer heilt, hat recht..."). Dies könne jeder an sich selbst feststellen und werde insbesondere durch die Beobachtungen von homöopathischen Ärzten "bewiesen". Diese Beobachtungen werden über objektive Erfassungs- und Erklärungsmodelle gestellt, wie Studien, die der Homöopathie keine grössere Wirksamkeit als jener von Placebos bescheinigen oder die Tatsache, dass sich die behaupteten Effekte (Potentierung durch Verdünnung) wissenschaftlich weder nachweisen noch erklären lassen. (»Alternativmedizin: Wie sie nicht wirkt)

Gerne wird darauf verwiesen, dass die homöopathischen Effekte von der Wissenschaft noch nicht erklärt werden könnten, dass das aber nur noch eine Frage der Zeit sei, schliesslich zeige die Quantenmechanik, dass das klassische, materialistische Weltbild falsch sei (»Quantenmechanik). Diese Darstellung ist wohl schlicht falsch, da die Wissenschaft die Erfolge der Homöopathie durchaus erklären kann (Alternativmedizin: wie sie wirkt) und das Fundament der Homöopathie höchstgradig widersprüchlich und fehlerhaft ist (»Wie die Homöopathie wirken soll).

Das Körnchen Wahrheit

Homöopathie ist ein starkes Placebo und kann deshalb in der Tat gewisse Heilerfolge zeigen. Diese sind aber weder dem Ähnlichkeits- noch dem Verdünnungs- oder Potenzierungsprinzip zu verdanken.

Bedenklichkeitsfaktor

Die Ursubstanz eines homöopathischen Mittels enthält zwar unter Umständen starke Gifte, doch da diese zu stark verdünnt sind, können sie keinen Schaden anrichten. Die Gefahr besteht mehr darin, dass bei gefährlichen Krankheiten statt zu wirksamen Medikamenten homöpathische Präparate eingenommen werden (vgl. diesen externen Link). Zudem fördert die Akzeptanz der Homöopathie ein esoterisches Denken und behindert die Verbreitung eines aufgeklärten, erwachsenen Weltbilds.

Konsequenzen

Auch wenn die Homöopathie auf einem widersprüchlichen und unklaren Fundament basiert, hat sie sich zu einem blühenden Wirtschaftszweig und einem Teil unserer Gesellschaft entwickelt. Würde Homöopathie verboten (nur mal als Gedankenexperiment), könnten ihre unter anderem auf dem Placeboeffekt basierenden Effekte nicht so leicht kompensiert werden und es würde sich wohl über kurz oder lang ein alternatives Glaubenssystem entwickeln, da dafür offensichtlich ein Markt besteht. 

Ob sich die Gesundheitskosten durch ein Verbot der Homöopathie senken liessen, ist nicht einfach zu klären. Denn der Placeboeffekt ist nicht "gratis" zu haben und die Homöopathie verdankt ihre "Glaubwürdigkeit" gerade ihrem komplexen Aufbau (»Erklärungen für die Erfolge der Homöopathie).