In dem Moment, wo man ein Tor schiesst, also ein Argument überzeugt, wechselt der Kontrahent bildlich gesprochen die Torpfosten aus und behauptet, dass man daneben getroffen habe. Dies versucht er beispielsweise damit zu erreichen, dass er 1) einen Begriff plötzlich anders verstanden haben will als zuvor („natürlich glaube ich nicht daran, dass Gott ein alter Mann ist“ - obwohl er genau dies noch fünf Minuten zuvor implizit behauptet hat), dass er 2) statt einer Niederlage einzugestehen einen verwandten Bereich erwähnt, wo er recht zu haben glaubt („natürlich hast du recht, dass Gott kein alter Mann ist, aber er (!) ist allmächtig...) oder dass er 3) möglichst elegant und unbemerkt das Thema wechselt („aber eigentlich geht es ja gar nicht um Gott, sondern um den Sinn des Lebens...“).
Insbesondere problematisch wird diese Strategie, wenn der Kontrahent kurz darauf doch wieder den ursprünglichen Begriff verwendet (er spricht weiter von „Gott“, meint aber wieder eindeutig „alter Mann“) oder zum ursprünglichen Thema zurückkehrt, was aber in der Hitze des Gefechts oft untergeht. Die Torpfosten können also immer wieder verschoben werden, hin und zurück, aber auch immer weiter weg und so kann verhindert werden, dass jemals ein Tor geschossen wird, obwohl ein Treffer nach dem anderen erzielt wird.
Diese „Methodik“ kann bewusst oder unbewusst angewandt werden. Gerade die Unschärfe vieler Begriffe führt dazu, dass auch in vielen wissenschaftlichen oder philosophischen Büchern Widersprüche kaschiert werden, weil der gleiche Begriff für unterschiedliche Dinge verwendet wird.
Eine Spezialform des Versetzens der semantischen Torpfosten besteht darin, bei einem Treffer einfach vom Thema abzulenken und quasi zu ignorieren, dass ein Tor geschossen wurde.