Ohne Glauben geht es nicht. Wer nicht an den eigenen Erfolg glaubt, wer nicht daran glaubt, dass morgen die Sonne wieder aufgeht, wer nicht daran glaubt, dass seine Erinnerungen wahr sind ist kaum lebensfähig. Alle diese Dinge kann man aber nicht wissen, da uns die Zukunft verschlossen ist und man sich über die Vergangenheit täuschen kann. Gleichwohl gibt es unterschiedliche Formen von Glauben, von denen einige wie die Erwähnten sehr sinnvoll sind, manche aber auch äusserst schädlich.

Was ist Glauben?

Ein Kind, welches an den Weihnachtsmann glaubt verhält sich durchaus rational - um zu überleben muss es seinen Eltern vertrauen. Zudem hat es keinen Grund am Weihnachtsmann zu zweifeln, da es diesen ja jedes Jahr auch sieht. Wird das Kind älter, wird es sich aber erstaunen, dass der Weihnachtsmann so stark dem Onkel ähnelt oder dass es in der Stadt verschiedene Weihnachtsmänner gibt und es wird irgendwann Zweifel entwickeln und irgendwann verstehen, dass der Weihnachtsmann nicht existiert und die Eltern es letztendlich verhöhnt haben.

Ähnlich funktioniert es mit dem »Christkind, das in verschiedenen Orten im deutschsprachigen Raum die Weihnachtsgeschenke bringen soll. Kaum jemand wird im Erwachsenenalter noch daran glauben, obwohl sehr viele Menschen im Erwachsenenalter weiterhin ans Christkind glauben, welches als Erwachsener die Menschheit von ihren Sünden befreit haben soll.

Dies ist insofern sehr erstaunlich, als der religiöse Glauben strukturell ganz ähnlich funktioniert. Grösstenteils wird derjenige Glauben übernommen, welchen bereits die Eltern hatten. Zudem sind viele Glaubensvorstellungen noch weit absurder als jene, dass ein Weihnachtsmann oder ein Christkind den Kindern Geschenke bringen sollen. Für einen Rationalisten ist es kaum vorstellbar, dass viele Menschen ernsthaft daran glauben, dass ein allmächtiger und allgütiger Gott sich oder seinen Sohn kreuzigen liess, um danach mit jenen Menschen, die diese Geschichte glauben ewig zu feiern und jenen, die das nicht tun ewige Höllenqualen aufzuerlegen.

Ein wesentlicher Unterschied zum Glauben an das Christkind oder an den Weihnachtsmann besteht offensichtlich in der fehlenden empirischen Widerlegung. Während man als Erwachsener die Geschenke selbst kauft und damit ein Glaube ans Christkind wirklich unmöglich wird, lässt sich der Glaube an Jesus Christus kaum empirisch widerlegen, da es sich bei dieser Form von Glauben einerseits um Ereignisse handelt, welche weit in der Vergangenheit liegen und andererseits um Glaubensinhalte, welche sich auf ein Leben nach dem Tod beziehen, von wo noch niemand „berichtet“ hat.

Doch beim Glauben geht es noch um mehr. Glauben umfasst auch viele Formen, welche nicht von den Eltern übernommen wurden und beinhaltet auch Bereiche, welche empirisch widerlegt wurden. So distanzieren sich beispielsweise viele Menschen vom Glauben ihrer Eltern und werden Anhänger einer ganz anderen Religion oder gibt es Menschen, welche aus eigener Erfahrung an alternativmedizinische Verfahren oder die Astrologie glauben. Obwohl es längst empirisch widerlegt ist, dass Noah sämtliche durch die Nase atmenden Tiere überhaupt hätte auftreiben können (noch heute sind viele Tierarten unbekannt!) oder, dass diese auf einer weniger als 150 Meter langen und nur dreistöckigen Arche hätten Platz finden können, glauben angeblich über 50 Prozent der erwachsenen Amerikaner genau dies.

Was macht also den Glauben aus und warum sind so viele Menschen auch dann noch nicht bereit, ihren Glauben aufzugeben, wenn dieser offensichtlich widerlegt ist?