"Wie sich herausstellt, zeigen auch Lebewesen ohne jedes Gehirn bis hinab zu den Einzellern scheinbar intelligente, zielgerichtete Verhaltensweisen." S. 44.

"Pflanzen haben keine Neuronen, und ohne Neuronen gibt es keinen Geist. Bei unabhängigen Lebewesen, die kein Gehirn besaßen, entwickelte sich noch eine andere wichtige Eigenschaft: die Fähigkeit, Veränderungen der physiologischen Bedingungen innerhalb ihrer selbst und in ihrer Umgebung wahrzunehmen. Schon Bakterien reagieren sowohl auf das Sonnenlicht als auch auf unterschiedlichste Moleküle: Bakterien in einer Petrischale sprechen auf einen Gifttropfen an, bilden einen Klumpen und weichen vor der Gefahr zurück. Eukaryontenzellen spüren auch die Entsprechung zu Berührung und Vibrationen.  ... Kurz gesagt, konnten einfache Organismen nur dann Erfolg haben und ihren Genen die Reise in die nächste Generation ermöglichen, wenn sie folgende Minimaleigenschaften besaßen: Sie mussten das Innere und die Umgebung des Organismus wahrnehmen, Regeln für Reaktionen besitzen und beweglich sein. Das Gehirn entwickelte sich als Apparat, der die Tätigkeiten Wahrnehmen, Entscheiden und Bewegen verbessern und immer effizienter und differenzierter ausführen konnte." S. 61f.

"Bakterienkolonien praktizieren in ihrer Gruppe regelmäßig das sogenannte "Quorum Sensing" und führen ganz buchstäblich Krieg, um die Oberhand über Territorien und Ressourcen zu behalten." S. 68.

"Kurz gesagt, haben einzellige Lebewesen mit einem Zellkern einen geistlosen, unbewussten Willen, zu leben und so lange für eine geeigente Regulation dieses Lebens zu sorgen, wie bestimmte Gene es ihnen erlauben." S. 70.

 "Mit anderen Worten: Weder ein ganzes Gehirn noch Einzeller beabsichtigen mit ihrem Verhalten gezielt irgendetwas, aber ihre Grundhaltung ist so, als wäre dies der Fall. Dies ist ein Grund mehr, die intuitive Kluft zwischen mentaler und physischer Welt zu leugnen. In diesem Punkt zumindest gibt es sie sicher nicht." S. 102.

Damasio 2013, div. Seiten.